Der Architekt aus Holsterhausen ist Dorstens Unternehmer des Jahres 2023. Mehr als 150 geladene Gäste waren beim Festakt im Gemeinschaftshaus Wulfen dabei. Der Preisträger war überwältigt.
Es ist bis zur Veröffentlichung in der Dorstener Zeitung ein gut gehütetes Geheimnis; wer Unternehmer des Jahres wird. „Ich bin gut vernetzt, aber ich habe es wirklich noch nie im Vorfeld erfahren“, gestand Rainer Thieken am Freitagvormittag, als er im Mittelpunkt des Festaktes statt. Vor mehr als 150 geladenen Gästen wurde der Architekt aus Holsterhausen geehrt. Er reiht sich damit ein in die Liste von 19 Preisträger, die u.a. aus Landwirten, Bäckermeistern, Auto- und Einzelhändlern und zwei Sterneköchen besteht. Diesmal hatte Thieken selbst mit dafür gesorgt, dass die Ehre nicht zu früh die Runde machte. „Selbst meine Eltern habe ich erst am Abend, bevor der Artikel online ging, informiert“, sagte er. Thieken berichtete in seiner Dankesrede aus den Anfängen seiner beruflichen Karriere, als er ein altes Zechenhaus umbauen und sanieren sollte. Doch schließlich riskierte er es, dem Auftraggeber lieber einen Abriss und Neubau vorzuschlagen. Die Bauherren seien zunächst verwirrt und dann begeistert gewesen. „Ich hatte mir die Freiheit genommen, meinen Vorschlag vorzutragen, auch wenn mich das den Auftrag hätte kosten können“, sagte Thieken. „Es war mir als Freiberufler wichtig, möglichst schnell wirtschaftlich so frei agieren zu können, dass ich frei und unabhängig von den Aufträgen beraten kann. Das ist essenziell für den beruflichen Erfolg.“
Firma zukunftsfähig
Den Preis hätte Rainer Thieken nicht bekommen, wenn er noch Freiberufler wäre. Dann aber hätte er auch den Auftrag für die Siedlung Kreskenhof in Holsterhausen, wo mittlerweile 1.200 Menschen leben, nicht bewältigen können. „Dafür braucht es andere Unternehmensstrukturen.“ Thieken gründete eine Gesellschaft und zahlt seitdem Gewerbesteuern. „Und ich konnte die Firma zukunftsfähig machen. Thieken freut sich darauf, das wachsende Unternehmen mit 60 Mitarbeitern in einem Beirat zu begleiten, „aber nicht mehr selbst die Karre ziehen zu müssen“. In seine Dankesworte schloss Rainer Thieken nicht nur Geschäfts-führer Andreas Müller und die Mitgesellschafter ein, zu denen auch seine Tochter Theresa gehört. Sondern besonders seine Eltern „für die Spielmöglichkeiten meiner kleinen Waldorfschule in unserem Hausgarten und die Dreckecken in unserer Siedlung. Das war ein wichtiger Baustein für meine berufliche Entwicklung.“ Theresa und ihrer Schwester Franziska dankte er für die Geduld, „alle Küchentisch-Sitzungen ertragen und bereichert zu haben“. Letztere sagte nach einem Praktikum in Vaters Firma: „Das geht gar nicht!“ Sie wurde Medizinerin und berät manchmal bei Krankenhaus-Projekten.
Ein Leitsatz seiner Frau
Und dann ist da noch Ehefrau Ursula, die einst strikt dagegen war, dass sich ihr Mann selbstständig macht. „Aber du hast mich bestens unterstützt und warst sogar viele Jahre mittendrin.“ Und sie gab Rainer Thieken wohl einen der wichtigsten Ratschläge mit auf den Weg. „Du musst nicht deine Häuser den Menschen bauen, sondern den Menschen ihre Häuser. Dieser Leitsatz hat bei mir ein Umdenken eingeleitet und dazu gebracht, den Kunden zuzuhören und die für sie beste Lösung zu finden.“
Nach dem Festakt feierte Rainer Thieken mit Familie, allen Mitarbeitern und Gästen nicht nur die Auszeichnung zum Unternehmer des Jahres, sondern auch das 30- jährige Bestehen seines Unternehmens. Am Samstag steht der 85. Geburtstag seiner Mutter an, am Sonntag startet er mit Ehefrau Ursula in einen mehrwöchigen Afrika-Urlaub.
von Stefan Diebäcker - Dorstener Zeitung